Auf dieser Seite liste ich nach und nach von mir gelesene Krimis auf, die ich für
lesenswert erachte.
Christiane Gibiec: Türkischrot Historischer Kriminalroman
Wir können uns heute nicht mehr vorstellen, mit welchen prekären Lebens- und Wohnverhältnissen die Menschen in der Mitte des 19. Jahrhunderts zurechtkommen mussten. Wen die Beschreibung dieses Elends zu sehr belastet, sollte die Finger von dem Buch lassen. Wer sich aber den Lebensmut dieser Menschen zum Vorbild nehmen will und sehen möchte, wie sie trotz Alledem zurechtkamen und ihr Leben meisterten, ist mit dem Buch gut bedient, und erhält noch einen richtigen unterhaltsamen Krimi dazu.
Barmen im Frühjahr 1845. Rieke Blum, eine arme Weberstochter, tritt eine Stelle als Dienstmädchen im Hause eines Mannes an, der eine Färberei besitzt, in der Stoffe „türkischrot” gefärbt werden. Wenig später wird die Ehefrau des Färberei-Chefs tot aufgefunden - ermordet, ... in einem Faß mit türkischroter Farbe liegend. Samuel Kienholz, ein revolutionär gesonnener Färbergeselle, wird verdächtigt die Frau umgebracht zu haben. Dem Leser ist von vorn herein klar, er kann es nicht gewesen sein. Auf der Suche nach dem wirklichen Mörder gerät Rieke in die Fänge einer Sekte, und Samuel gelingt trotz schärfster Bewachung die Flucht.
Wir haben hier nicht nur einen historischen Roman, sondern auch einen spannenden Krimi.
Sara Paretsky: Fallout
Die Krimis von Sara Paretsky habe ich immer schon sehr geschätzt. Im Urlaub bin ich im Mvseumscafe der Insel Reichenau auf dieses Buch gestoßen. Das Café ist nicht nur ein Café — es ist eine Bücherstube, in der man Bücher entdecken und sogar ausleihen kann. Man darf auch Bücher mitbringen. Jedes Jahr entdecken wir in dem Café etwas Neues.
Die Krimis von Sara Paretsky haben mich schon in den 90er-Jahren fasziniert. Sie hat sich über die Art und Weise geärgert, wie Frauen in den 80er und 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts in Kriminalromanen in der Regel dargestellt wurden: Entweder als hilflose, unfähige oder als böse Personen. Die Heldin ihrer Romane, die Privatdetektivin V. I. Warshawski ist weder das Eine noch das Andere: Sie kann Karate und weiß mit einer Schusswaffe umzugehen. Sie lebt und arbeitet in Chicago. In jedem Buch löst sie einen spannenden Fall. Dabei zeigt Sara Paretsky auch die Untiefen und sozialen Ungerechtigkeiten der US-amerikanischen Gesellschaft auf.
Ab 1983 ist so alle 2 Jahre ein neuer V. I. Warshawski-Roman erschienen. — sehr lesenswert.
↵ Klick auf den Hintergrund führt zur Website des Mvseumscafes.

Donna Leon: So shall you reap A Commisario Brunetti Mystery
Donna Leon: Wie die Saat, so die Ernte Commissario Brunettis zweiunddreißigster Fall
Zu Beginn stellt sich heraus, dass der so
bieder und sonst in allen Belangen konform daherkommende Alvise schwul (ACH NEIN! Es muss natürlich heißen „ein Homosexueller”
!!!) ist. Dann wird in einem der Kanäle erst eine Hand und später der Rest des
dazugehörigen inzwischen toten Menschen gefunden. Erst als Brunetti über
seine inzwischen hinfälligen Ideale seiner Studentenzeit und über
seine damaligen Fehler nachdenkt, lässt sich der Fall lösen.
Also
wie im richtigen Leben, in dem wir ja manchmal ein Problem auch genau erst dann lösen können, wenn
wir verstehen, welche Fehler wir früher gemacht haben … Dann werden wir die Ernte einfahren.
Nicht umsonst heißt der englische Titel auf Deutsch: »So wirst Du ernten!«
Colin Cotterill: Dr. Siri und seine Toten
72 Jahre ist Dr. Siri alt, als er in Laos unmittelbar nach der Machtergreifung der Kommunisten
zum einzigen Leichenbeschauer des Landes ernannt wird. Kaum ernannt, hat er 2 deftige
Fälle zu klären:
Die Frau eines Parteibonzen stirbt bei einem Festessen und drei tote Männer werden in
einem See gefunden. Die Ausrüstung ist mangelhaft, er bezieht sein Wissen aus zwei von den
Franzosen hinterlassenen Lehrbüchern aus den 40er Jahren des 20.Jahrhunderts. So
gerüstet macht er sich an die Arbeit um die Morde aufzuklären.
Das Faszinierende
an dem Buch speist sich aus 2 Quellen: Zum einen ist da die uns völlig fremde laotische
Gesellschaft der Revolutionszeit und zum Anderen ist da die Persönlichkeit des
Romanhelden, dem es gegen alle Widerstände gelingt die Morde aufzuklären.
Elizabeth George: Mein ist die Rache
Diesen Krimi habe ich im Urlaub von einer Freundin bekommen. Die Autorin hat das Fach "Creative Writing"
unterrichtet. Da kam sie auf die Idee das Unterrichtete selbst anzuwenden und so schrieb sie diesen ersten Krimi über
einen Inspektor Lynley, der die Verlobung mit seiner Freundin, der Fotografin Deborah, feiert. Wie es sich für
einen stilechten Krimi gehört, geschieht ein Mord: Ein junger Journalist wird im nahe gelegenen Dorf bestialisch
ermordet und alle Spuren führen nach Howenstow, dem Sitz der Familie und zu Lynleys Gästen, ja sogar zu seinem eigenen
Bruder.
Sex, Drogen, Gewalt, soziale Verwahrlosung bis hin zu den Umgangs- beziehungsweise Nicht-Umgangsformen
des englischen Landadels — Alles kommt vor. Sie kann's! Sie hat sogar
ein Buch über das literarische Schreiben verfasst und
selbstbewusst auf der zum Buch erstellten Webseite die Kommentare der Presse dazu aufgelistet. Ich muss die hier
unbedingt zitieren:
“Elizabeth George reigns as queen of the mystery genre.”
--Entertainment Weekly
“A master of the English mystery.”
--The New York Times
“Ms. George can do it all, with style to spare.”
--The Wall Street Journal
“It’s tough to resist George’s storytelling, once hooked.”
--USA Today
“George is a master...she upholds the English tradition beautifully.”
--Chicago Tribune
“George explores her characters’ dreams and fears with a penetrating grace that makes reading her books a joy.”
--The Washington Post Book World
“A fascinating list of subjects...wrenching stories...George conveys them all with exceptional grace.”
--People .
Note eins! Setzen! Wenn Sie sich von Elizabeth George in "Creative Writing" unterrichten lassen, schreiben Sie bald Ihren
ersten Roman und können davon leben!
Oliver Buslau: Schatten über Sanssouci
Leider ist das Buch nur noch als eBook oder antiquarisch erhältlich.
Zentrale Person in diesem historischen Krimi ist der
Kammermusiker und Flötenlehrer Johann Joachim Quantz, der König Friedrich dem II. das Flötenspiel beigebracht hat
und jetzt nicht ganz zu Unrecht denkt in der Nähe des Königs sein Glück gefunden zu haben, der sich der Gunst des Königs sicher fühlt und sich
somit für den Rest seines Lebens abgesichert wähnt. Doch dann ist ein Lakai des Königs tot und Quantz gerät unter Mordverdacht.
Ausgerechnet der französische Philosoph La Mettrie, dessen Thesen Quantz gottlos und sündenhaft erscheinen und der
auch unter der Beobachtung der Ordnungshüter steht, kommt Quantz zur Hilfe.
Ich habe ja früher viele historische Romane gelesen, aber so eine tolle Mischung aus Spannung und historischem
Hintergrund ist mir bisher nicht untergekommen! Lesenswert!
Frank Goldammer: Die Verbrechen der Anderen Kriminaldauerdienst: Team Ost-West
Frank Goldammer: Im Schatten der Wende Kriminaldauerdienst: Team Ost-West
Den erstgenannten der beiden Krimis habe ich zuerst gelesen, obwohl „Im Schatten der Wende” eigentlich zuerst erschienen
ist und „Die Verbrechen der Anderen” eigentlich der dazu gehörige Fortsetzungsroman ist.
„Die Verbrechen der
Anderen” spielt in den ersten Monaten des Jahres 1990. In dem Buch hat Frank Goldammer wieder einmal meisterhaft eine Menge verschiedener
Handlungsstränge miteinander verwoben. Sehr beeindruckt hat mich die implizite Beschreibung der psychischen Folgen der
unklaren Situation in dieser Zeit. Zum einen hatten Etliche Angst vor der Stasi, andererseits gab es die Angst für die Mitarbeit mit der
Stasi belangt zu werden. Nicht ganz klar bin ich mir, ob es die in dem Buch beschriebenen mafiösen Strukturen und Verbindungen der Stasi zu
Leuten im Westen so wirklich gegeben hat. Jedenfalls kann man nachvollziehen, wie die Wende für Viele nicht nur eine Befreiung brachte,
sondern auch wieder neue Bedrohungen und Unsicherheiten.
Obwohl die Bücher von Frank Goldammer immer gut recherchiert sind, einen sachlichen Fehler habe ich in dem Krimi doch gefunden:
Angeblich hat eine Ex-Kriminalkommisarin aus dem Westen ihr C-Netz-Mobiltelefon dabei, mit welchem sie in Dresden telefoniert
haben soll. Der erste C-Netz-Mobilfunkmast auf DDR-Gebiet wurde aber erst im März 1990 anlässlich der Leipziger Frühjahrsmesse in Betrieb
genommen.
„Im Schatten der Wende” spielt 1989 in den Monaten unmittelbar nach dem Mauerfall. Für mich spielt der Roman in einer völlig fremden
Welt: Polizisten, die sich mit „Genosse Leutnant” ansprechen; Polizisten, die sich auch einmischen, und nicht abwarten, bis sich jemand
bei Ihnen beschwehrt oder Anzeige erstattet; Abschnittsbevollmächtigte, die wissen, was im Stadtteil los ist. — Eigentlich könnte
und sollte wohl so ein System für ein Gefühl der Sicherheit in der Bevölkerung sorgen. Selbst wenn die Assoziation absolut nicht angemessen
sein sollte, erinnert mich das andererseits auch an Erzählungen der Menschen aus meiner Eltern- und Großeltern-Generation über die
das Blockwartsystem in der Nazizeit. Das war damals eben ein System, das auch in hohem Maße der Überwachung und der Einschüchterung der
Bevölkerung diente.
Dmitry
Glukhovsky: Text
Дмитрий Алексеевич Глуховский: Текст
Ein weiterer Grund Amazon zu boykottieren ist die Tatsache, dass Amazon auf seiner Website keine
russisch-sprachigen Bücher mehr verkauft. Man kann ja darüber streiten, ob man Autoren,
die den Angriffskrieg Putins unterstützen, protegieren muss.
Die pauschale Verbannung aller russisch-sprachigen Bücher aus dem Handel trifft mit
Sicherheit auch die Falschen.
Der Autor dieses Buches gehört wohl auch dazu, denn er ist bestimmt kein Freund Putins.
In dem Buch „Text” geht es um einen Mann namens Ilja, der nach sieben Jahren Straflager
endlich nach Hause kommt. Er sucht jenen Fahnder auf, der ihn sieben Jahre zuvor zu Unrecht
hinter Gitter gebracht hatte, tötet ihn und nimmt dessen Identität an.
Das Buch zeigt Abgründe einer Gesellschaft auf, in der der Einzelne
nicht auf sein Recht pochen kann, sondern der Willkür ausgesetzt ist.
Glukhovsky zeichnet in dem Krimi ein düsteres Bild der
russischen Gesellschaft. Die implizite These lautet hier: Die
Zugehörigkeit zu familiären Netzwerken oder (kriminellen)
Clanstrukturen ist weit wichtiger für den persönlichen/beruflichen
Erfolg eines Jeden als Leistung oder Orientierung an ethischen Prinzipien.
Florian Schwiecker, Michael Tsokos: Der 13. Mann Justiz-Krimi
Sämtliche Personen in diesem Krimi sind fiktiv und frei erfunden.
Dennoch beruhe der Roman, wie die Autoren im Anhang schreiben, auf
einer wahren Begebenheit, die so unglaublich wie skandalös ist:
Aufgrund der Thesen von Helmut Kentler, eines 2008 verstorbenen
Professors für Sozialpädagogik, hätten über 30 Jahre
lang, bis 2003, Jugendämter in Berlin ihren leiblichen Eltern entzogene
Kinder in die Obhut von Pädophilen gegeben (Davon hatte ich vorher noch nie etwas gehört).
Die beiden Autoren sind im Hauptberuf gestandene Juristen.
Ihnen gelingt hier das Kunststück einen
spannenden Krimi zu schreiben und dabei das Thema adäquat aufzuarbeiten.
Tana French: The Searcher
Tana French: Der Sucher
Das Buch auf Englisch zu lesen, war für mich grenzwertig, gerade weil Tana French doch in einer elaborierten
Sprache schreibt, so dass ich etliche Vokabeln nachschauen musste. Das ändert aber nichts an der
Qualität des Krimis! Man kann den Krimi ja auf deutsch lesen!
Ein US-amerikanischer Polizist möchte seinen Lebensabend in Ruhe,
fernab der kriminellen Milieus verbringen, in denen er als Ermittler tätig
war. So zieht er nach Irland. Aber als da der Bruder eines Mädchens aus der Nachbarschaft,
verschwunden ist, ermittelt er wieder und wird so zum „Sucher”.
Peter Høeg: Fräulein Smillas Gespür für Schnee
Wenn du dieses Buch auf deiner Website besprichst, dann bist du ein paar Jahrzehnte zu spät dran, meinte meine Frau.
Einerseits hat sie recht, das Buch ist schon 1994 erschienen. Ich habe es im Urlaub antiquarisch erworben.
Das Buch gibt es offenbar nur noch antiquarisch oder als E-Book. Es ist eine Mischung aus Krimi und hoher
Literatur.
Und es geht um ein aktuelles Thema: um Kolonialismus. Im Falle des Buches um die
Auswirkungen, der kolonialen Herrschaft der Dänen über Grönland und was das mit Fräulein
Smilla, die grönländische Wurzeln hat, so macht.
Das Buch ist als Krimi spannend und zugleich eine sensible Schilderung des Ringens um die
Identität und Selbstbehauptung der Hauptperson Fräulein Smilla im Dänemark der 90er-Jahre.
Thea Dorn: Berliner Aufklärung
Der bereits 2009 erschienene erste Krimi von Thea Dorn ist nurmehr antiquarisch oder
als E-Book zu haben.
Am philosophischen Institut der Universität Berlin wird
der nicht sehr beliebte Professor Rudolf Schreiner gut gestückelt in den Postfächern
seiner Kolleginnen und Kollegen vorgefunden.
Die Direktorin des Instituts gerät in Verdacht den Kollegen ermordet zu haben.
Der Krimi bietet „spannende” Einblicke ins akademische Milieu. Thea Dorn,
die ja selbst Philosophie studiert hat, hat da wohl etliches Selbsterlebtes durchaus
lesenswert verarbeitet.
Donna Leon: Ein Sohn ist uns gegeben Commissario Brunetti Bd.28
Normalerweise lese ich die Commissario-Brunetti-Krimis von Donna Leon auf Englisch.
Diesen finde ich außergewöhnlich, da er sehr komplex erörtert, was einem alles
im Alter passieren kann, auch wenn man sich um Geld keine Sorgen machen muss. Indirekt zeigt
der Roman, dass das einzig wirklich wertvolle im Leben der Zusammenhalt und die
Verbundenheit der Menschen ist.
Alexander Asisi: DIE DRESDNERIN
Der Neffe von Yadegar Asisi hat einen Krimi herausgebracht. Der Krimi spielt in der Zeit des Kriegsendes in Dresden, im Februar 1945, zur Zeit der großen
Bombardierung der Stadt. Das ist kein Zufall, schließlich hat der Onkel des Autors die
Bombardierung im Panometer in Dresden
bildlich zur Darstellung gebracht.
Von den Recherchen zu diesem Ereignis hat Alexander Asisi manches
mitbekommen. Das tat dem Buch gut: Alles in Allem ein spannender Krimi.
Mechtild
Borrmann: Trümmerkind
Ein Kriminal- und zugleich historischer Roman und eine
Familiengeschichte, die in der Zeit im Jahrhundertwinter 1946/47 spielt.
Wirklich ein Buch, das sich zu lesen lohnt. Es fällt schon
auf, dass es in letzter Zeit immer mehr Bücher gibt. die sich mit
der unmittelbaren Nachkriegszeit beschäftigen. Die Bücher werden
ja gekauft (Offensichtlich auch von mir!). Es scheint in unserer
Gesellschaft gerade ein neues Bedürfnis zu geben, sich mit dieser
Zeit zu beschäftigen.
Ellis Peters: Bruder Cadfael und das Mönchskraut
Noch so ein Kriminalroman, der zugleich ein historischer Roman ist. Die Romanreihe
um den Mönch Cadfael spielt im England des 12. Jahrhunderts. Von dem halben Dutzend, das ich besitze,
habe ich hier stellvertretend Band 3 ausgestellt. Leider gibt's die inzwischen nur noch
als E-Book oder antiquarisch.
Albrecht Mälzer